Die Doppelspitze
Habens Sie`s gewusst? Die Saar-Grünen haben eine Doppelspitze. Sie wurde am 10. Juni 2012 gewählt und besteht aus Hubert Ulrich und Claudia Willger (nein, nicht Simone Peter). Jetzt werden Sie sich vielleicht zu recht fragen: Wer ist Claudia Willger? Daher nochmal kurz zur Erinnerung: Claudia Willger war zusammen mit Markus Schmitt als Grünen-Landtagsabgeordnete während der Jamaika-Regierung das schmückende Beiwerk des Landesvorsitzenden Hubert Ulrich. Jetzt ist sie zwar keine Landtagsabgeordnete mehr, dafür aber zweite Speerspitze der Grünen im Land. Das heißt im Klartext: Sie ist nichts. Denn Hubert Ulrich ist sich selbst Spitze genug. Er will keine fremden Götter oder Göttinnen neben sich. Willger hat ihren Zweck erfüllt: Sie sollte durch ihre Kandidatur Simone Peter verhindern, nicht mehr und nicht weniger. Mir ist nicht bekannt, dass Claudia Willger seit ihrem „Amtsantritt“ am 10. Juni jemals irgendwelche Spuren hinterlassen hat. Ab und zu lässt Ulrich sie mal eine öffentliche Erklärung abgeben. Doch alles, was sie dann sagt, wirkt so unwesentlich und dünn, dass man es gleich wieder vergisst …
Wo ist Klaus Kessler?
Ein sehr prominenter saarländische Grüner im Windschatten von Ulrich ist inzwischen von der öffentlichen Bildfläche verschwunden. Klaus Kessler, ehemaliger Bildungsminister, ehemaliger GEW-Landesvorsitzender, ehemaliger Lehrer und Grünen-Landtagskandidat auf Rangplatz drei fehlt plötzlich im Ulrich-Klan. Kessler hatte als Beamter auf Lebenszeit nach der Jamaika-Auflösung glücklicherweise Anspruch auf eine angemessene Weiterbeschäftigung. Das bedeutete für ihn nicht etwa die Rückkehr an die Schule, wo er zuletzt in der Schulleitung tätig war (immerhin Besoldungsgruppe A15). Das wollte man ihm nicht zumuten, obwohl er das Gehalt eines Gesamtschul-Didaktikleiters 17 Jahre lang ausschließlich für seine Tätigkeit als GEW-Landesvorsitzender weiterbezogen hat. Nein, in solchen Fällen muss eine Verbesserung her, die noch vor dem nahenden Eintritt in den Ruhestand wirksam wird. Dazu schuf man ihm eine neue Stelle in der Verwaltung, die dem Status des Ex-(und Hopp)Ministers entspricht. Kessler ist jetzt Leitender Ministerialrat und bekleidet für die letzten Jahre vor seiner Pension noch eine Stabsstelle beim Sozialministerium mit üppigem Gehalt (Besoldungsgruppe B4, Grundgehalt 7120 Euro). Seine Lehrerstelle wird ihm wohl inzwischen nicht mehr frei gehalten …
Das zarte Pflänzchen der Revolution
Es gibt sie tatsächlich: die innerparteilische Opposition der saarländischen Grünen. Das ist jetzt nicht zynisch gemeint, verdient vielmehr unsere Hochachtung. Die innerparteilische Auseinandersetzung war bei den Grünen früher mal etwas Selbstverständliches. Doch hier im Saarland dürfte sie für alle Ulrich-Gegner das politische Todesurteil bedeuten. Jeder, der sich offen oder versteckt dem „Panzer“ entgegenstellt, bekommt bei den Saar-Grünen keinen Fuß mehr in die Tür. Der Boss hat ein Gedächtnis wie ein Elefant. Er vergisst nichts. Wer bei den saarländischen Grünen abseits der Ulrich-Linie noch was werden will, muss Ulrich erst zu Fall bringen. Es gehörte somit viel Mut und Zivilcourage dazu, gewissermaßen mit offenem Visier auf dem Grünen-Parteitag einen Antrag zu stellen, der die Machtfülle Ulrichs kritisiert und eine „personelle Erneuerung“ fordert.
Die Ulrich-Kritiker kämpfen hier vergeblich gegen eine häufig zu beobachtende saarländische Eigenart: Selbst kleine Geschenke (ein paar warme Worte und ein Freibier im Saarlouiser „Humpen“) belohnt der kleingeistige Saarländer mit einer ehrfürchtigen und unumstößlichen Dankbarkeit. Davon profitiert Ulrich.