Offensichtlich müssen wir uns um die Zukunft des Saarlandes große Sorgen machen. Wie anders ist sonst die Absicht der Landesregierung zu werten, das Saarland bis zum Jahr 2043 zu einem zweisprachigen Land umzuformen? Bis dahin sollen wir demnach alle, angefangen beim Akademiker bis hin zur Bäckereiverkäuferin, die französische Sprache so selbstverständlich beherrschen wie Deutsch.
Diese Ankündigung von Annegret Kramp-Karrenbauer muss wohl als ein verzweifelter Versuch gewertet werden, die Attraktivität des Saarlandes irgendwie zu steigern. Das macht mehr Angst als Hoffnung. Die Ministerpräsidentin wird beraten von einer Werbeagentur, für die das Land jährlich 1,5 Millionen Euro zahlt. Und es lässt tief blicken, wenn aus dieser Zusammenarbeit nichts Besseres entsteht als dieser Unsinn. Denn das Vorhaben ist weder sinnvoll noch machbar.
Unsere Nähe zu Frankreich hat bislang nicht dazu geführt, dass Saarländer deutlich mehr als andere Deutsche Französisch lernen oder sprechen. Eher das Gegenteil ist der Fall. Viele Kinder tun sich mit Französisch schwer und wählen die Sprache ab, wenn es irgendwie möglich ist. Schulen, die als Eingangsfremdsprache Englisch und Französisch anbieten, haben oft große Schwierigkeiten, Französischklassen zu etablieren. Die Eltern bevorzugen überwiegend Englisch als erste Fremdsprache für ihr Kind. Französisch ist das notwendige Übel, wenn es sich nicht vermeiden lässt.
Französisch als zweite Verkehrssprache zu etablieren (wie etwa in Luxemburg) würde einen enormen Schulungsbedarf voraussetzen. Doch das Saarland soll die Schuldenbremse einhalten und daher wird es zumindest in den nächsten sechs Jahren keine zusätzlichen Lehrkräfte geben, sondern das Gegenteil ist der Fall: bestehendes Personal soll abgebaut werden.
Ungefähr 50 Prozent aller saarländischen Kinder erreichen allenfalls einen Hauptschulabschluss. Sie brauchen kein Französisch, sondern solide Kenntnisse in ihrer Muttersprache Deutsch.
Unsere Schulen sollen in den nächsten Jahren zu Inklusionsschulen umgebaut werden, an denen behinderte und nichtbehinderte Kinder gemeinsam lernen können. Allein dafür fehlt Geld und Personal.
Also, wir haben wirklich wichtigere Probleme zu lösen und sollten dieses verrückte Hirngespinst der Zweisprachigkeit schleunigst wieder begraben. Aber wahrscheinlich ist diese Idee ja nur als Showeffekt gedacht und in Wirklichkeit gar nicht ernst gemeint. Vielleicht könnten ja auch solche Luftschlösser der Politik dazu verhelfen, möglichst ungeschoren die nächsten Wahlen zu überstehen.