SPD warnt: Internet nicht verteufeln!

Laut einer vom Bundesgesundheitsministerium in Auftrag gegebenen Studie zur Internetnutzung sind ein Prozent der 14- bis 64-Jährigen internetsüchtig. Demnach gelten etwa 560 000 Bundesbürger zwischen 14 und 64 Jahren als internetabhängig. Junge Leute seien am stärksten betroffen.

Der bildungspolitsche Sprecher und stellvertretende SPD-Landesvorsitzende Ulrich Commerçon hat dazu eine Presseerklärung veröffentlicht, die wir hier ungekürzt veröffentlichen:

Internet nicht verteufeln – Bildungspolitik ist gefragt!
„Die aktuelle Studie der Universität Lübeck zur ‚Internetsucht‘ liefert zum ersten Mal belastbare Zahlen zur Internetnutzung besonders junger Menschen. Sie darf jedoch nicht dazu genutzt werden, das Internet zu verteufeln“, erklärt Ulrich Commerçon, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD-Landtagsfraktion.
„Es besteht insbesondere die Gefahr, dass Eltern verunsichert werden, auch wenn sich ihre Kinder in einem angemessenen Umfang mit dem Internet beschäftigen. Das Internet ist zu einer wichtigen Kulturtechnik geworden und bietet Nutzerinnen und Nutzern jeden Alters auch enorme Chancen. Um diese bewusst zu machen und mögliche Gefahren der Netznutzung zu vermeiden, ist eine aktive Bildungspolitik gefragt: Wir brauchen mehr Medienkompetenz vor allem von Eltern sowie Lehrerinnen und Lehrern – somit das genaue Gegenteil einer Verdammung des Internets.“
Die Länder Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Bayern nähmen hier eine Vorreiterrolle bei der Vermittlung von Medienkompetenz ein. Ziel sei es, dass ein verantwortungsbewusster Umgang mit dem Internet durch alle Altersgruppen erlernt werde. Denn nach wie vor sei noch nicht einmal jeder fünfte Deutsche überhaupt im Internet gewesen. Daher hätten gerade ältere Menschen hier noch Vorbehalte, während für jüngere die Netznutzung eine Selbstverständlichkeit sei.
„Wenn wir zudem das Internet als eine Verlagerung des Lebens in das Digitale begreifen, wird die Bedeutung der Medienkompetenz umso deutlicher: Denn alle „realen“ Süchte, wie beispielsweise eine Kaufsucht, können sich ins Netz verlagern und aufgrund fehlender sozialer Kontrolle sogar verstärken. Das Problem ist somit nicht vorrangig eine ‚Internetsucht‘, sondern bereits bekannte Suchtgefahren. Ein bewusster Umgang mit dem Medium Internet kann somit doppelt vorbeugen“, so Commerçon.

Arbeitshaltung mangelhaft

Die Arbeitshaltung ist der Schlüssel für schulischen Erfolg oder Misserfolg

Die Diskussion um die richtige Schule und das beste Bildungskonzept nimmt in unserer Gesellschaft einen breiten Raum ein. Viele Eltern neigen dazu, solchen äußeren Faktoren die entscheidende Bedeutung für eine erfolgreiche schulische Entwicklung ihres Kindes zuzumessen. Natürlich ist es wichtig, wie groß die Klassen sind, ob die Lehrkräfte noch jung und motiviert sind. Auch die Ausstattung und das Förderkonzept einer Schule sind berechtigterweise wichtige Schulauswahlkriterien für die Eltern. Und ganz ohne Zweifel haben es die Kinder auch leichter, wenn sie gute schulische Bedingungen vorfinden. Doch ausschlaggebend für ihren Lernerfolg sind diese Umstände nicht.

Wie sich Schülerinnen und Schüler im Laufe ihrer Schulzeit weiterentwickeln und welche Abschlüsse sie schaffen hängt mittlerweile in erster Linie von ihrer Arbeitshaltung ab. Erfolg oder Misserfolg sind immer weniger intelligenzbedingt. Entscheidend ist inzwischen vor allem, inwieweit überhaupt noch der Wille bzw. die Fähigkeit zum Lernen und Üben vorhanden sind. Die meisten Kinder scheitern nicht aus Verständnisgründen, sondern weil sie zu wenig oder nichts tun, um das Gelernte zu sichern und zu verfestigen. Die Arbeitshaltung ist zum Schlüsselbegriff unserer Zeit geworden. Wenn sie nicht stimmt, nützt auch die beste Schule nichts. Der Unterricht kann noch so schön sein, aber er entbindet nicht von der Verpflichtung des eigenständigen Arbeitens. Ob es nun darum geht, Vokabel zu lernen, Mathe zu üben oder Texte zu lesen bzw. zu verfassen – die Bereitschaft, überhaupt noch etwas ohne Spaßfaktor zu tun, nimmt von Jahr zu Jahr in erschreckendem Maße ab.

Lehrkräfte kämpfen mehr oder weniger machtlos gegen diese Entwicklung an. Sie versuchen es mit Druck, wenden sich an die Eltern, lassen „nachsitzen“. Sie verteilen Belohnungspunkte für gemachte Hausaufgaben. Doch der organisatorische Aufwand für derartige erzieherische Maßnahmen (die eigentlich die Eltern zu leisten hätten) ist in vielen Klassen und Kursen kaum noch zu stemmen. Problematisch wird es vor allem, wenn von den Eltern keine Unterstützung zu erwarten ist.

Erfolge im Kampf gegen die Arbeitsverweigerung gibt es mitunter noch bei den „Null-Bock“-Schülern, bei denen sich manchmal doch noch (wenn auch oft sehr spät) die Erkenntnis durchsetzt, dass es ohne Eigenleistung nicht geht. Doch sprunghaft gestiegen ist leider auch die Zahl der Kinder mit großen Konzentrationsstörungen. Hier wäre es falsch, von Arbeitsverweigerung zu sprechen. Diese Kinder können nicht gezielt arbeiten und scheitern sofort, wenn eine Aufgabe nicht schnell zu bewältigen ist oder verstärkte Aufmerksamkeit bzw. Ausdauer von ihnen abverlangt wird.

In jedem Fall sind solche Schülerinnen und Schüler eine Katastrophe für den Unterricht. Sie verlieren irgendwann den Faden. Sie stören häufig, weil sie sich dann langweilen oder weil das die einzige Möglichkeit ist, sich bemerkbar zu machen. Sie treiben das Lernniveau der gesamten Klasse in den Keller und Stoffpläne können nicht eingehalten werden. Sie binden einen großen Teil der Arbeitszeit und Arbeitskraft der Lehrkräfte, sind ein Hauptgrund für Krankmeldungen und vorzeitiges Ausscheiden aus dem Dienst.

Die Politik wird auf Dauer nicht umhin kommen, dieser demographischen Entwicklung (weniger Kinder bei sinkendem Leistungsniveau und mehr Verhaltensauffälligkeiten) gegenzusteuern. Doch allein durch die Konstruktion immer neuer Schulformen (von denen es im föderalistisch gegliederten Deutschland inzwischen über 70 gibt) ist das Problem nicht zu lösen. Ein wichtiger Schritt ist sicherlich der Ausbau von echten, gebundenen Ganztagsschulen. Damit sind wir allerdings im Saarland mal wieder weit hinterm Berg. Hierzulande hatte man sich dafür entschieden, die Fördergeldes des Bundes zur Schaffung von Ganztagsschulen für die Billigversion der Nachmittagsbetreuung auszugeben. Bildungsminister Klaus Kessler wird es jedenfalls schwer haben, unter diesen Voraussetzungen der hohen Nachfrage nach echten Ganztagsschulen gerecht zu werden.

Doch machen wir uns nichts vor! Wir kommen aus dieser Sackgasse nur raus durch radikale familienpolitische Eingriffe. Eltern müssen wesentlich stärker als bisher in das schulische Geschehen einbezogen werden, zur Not auch per Gesetz. Und Schulleitungen dürfen nicht den Eindruck vermitteln, dass Eltern und Erziehungsberechtigte mit dem Kind auch ihren Erziehungsauftrag an die Schule abgeben können.

Ein guter Ansatz ist das seit 2004 im Saarland praktizierte Modell der Elternschule. Die jüngste Auswertung hat jedoch gezeigt, dass die Informationsveranstaltungen zu den Bildungs- und Erziehungsfragen überwiegend von den Eltern besucht werden, die aus bildungsnahen Schichten kommen.
Man kennt es auch vom Elternabend an der Schule: Gerade diejenigen kommen nicht, für die es am wichtigsten wäre.