CDU riskiert den Lehrer-Kahlschlag

Hervorgehoben

Das klassische CDU-Lehrerbild:
Einer spricht, alle hören zu

Die saarländische CDU zeigt ihr wahres Gesicht. Der Affront gegen den unbequemen Bildungsminister Ulrich Commerçon (SPD) ist jetzt offen und deutlich. Die Schwarzen begnügen sich nicht mehr damit, Commerçon gelegentlich Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Inzwischen wird mit offenem Visier gekämpft.

Wenn`s um Geld geht, lässt die CDU nicht mit sich spaßen. Auch dann nicht, wenn es um Geld geht, das unseren Kindern zugute kommen soll. Bisher hat sich die Saar-CDU bemüht, ihre bildungsfeindliche Grundhaltung nach Möglichkeit nicht offen zutage treten zu lassen. Wichtige Themen wie z.B. eine möglichen Rückkehr zu G9, dem Abitur nach 9 Jahren, wurden einfach totgeschwiegen. Die Elterninitiative G9jetzt ließ man mit einem Volksbegehren auflaufen, das niemals erfolgreich sein konnte. Die CDU als Koalitionspartner hat es noch nicht einmal für nötig gehalten, sich mit dem Thema inhaltlich auseinander zu setzen. Stattdessen wurde die saarl. CDU-Abgeordnete im Bundestag, Nadine Schön, von der Leine gelassen, um mal ordentlich auf die Pauke zu hauen. Frau Schön wurden Abitionen gemacht, Bildungsminister Commerçon in der nächsten Legislaturperiode abzulösen. In dieses Konzept passt auch die CDU-Strategie, Veranstaltungen für die Eltern von Schulkindern durchzuführen, um dabei offen oder verdeckt gegen den Minister zu intrigieren.
Das Saarland ist immer noch ein Notlagen-Land mit einem riesigen Schuldenberg. Bildungsminister Commerçon muss angesichts dieser Ausgangssituation auf kleiner Flamme kochen. Doch im Gegensatz zu seinen früheren saarländischen CDU-Amtskollegen will er sich nicht damit profilieren, auf Kosten der Bildung Lehrerstellen einzusparen. Angesichts der jüngsten Diskussion muss man jedoch feststellen, dass die CDU immer noch nichts dazu gelernt hat. Sie möchte Lehrerstellen abbauen statt neue zu schaffen. In den Köpfen der Konservativen spuckt immer noch eine Vorstellung von Bildung, die noch aus dem letzten Jahrhundert stammt. Wir haben es heute mit Schülerinnen und Schülern zu tun, die mit den traditionellen Methoden nicht mehr unterrichtet werden können. Kleine Klassen sind zwingend erforderlich. Inklusion und binnendifferenzierter Unterricht müssen gewährleistet sein. In jeder Schule sollte es mindestens eine Stelle für Schul-Sozialarbeit geben. Klassengrößen von bis zu 30 Kindern sind unter diesen Umständen eine Katastrophe: Lehrkräfte werden krank. Unterrichsausfälle häufen sich. Sehr viele gehen mit Einkommensverlusten vorzeitig in den Ruhestand. In dieser Situation Lehrerstellen abbauen zu wollen, bedeutet für die betroffenen Schulen so etwas wie eine Kriegserklärung.

Lohngerechtigkeit unter Lehrkräften wird im Saarland eine Utopie bleiben

Es ist ein Missstand, auf den immer mal wieder hingewiesen wird, ohne dass etwas Entscheidendes passiert: Grund- und Hauptschullehrkräfte verdienen im Saarland weniger als ihre Kolleginnen und Kollegen mit Realschul- oder Gymnasialausbildung.

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130 neue Lehrer für die Grundschulen??

Bildungsminister Ulrich Commerçon rechnet angesichts der hohen Zahl von Flüchtlingskindern für das laufende Schuljahr mit 90 zusätzlichen Klassen. Statt der zunächst vorgesehenen Einsparung von Lehrerstellen sollen nun an den Grundschulen 130 neue Lehrkräfte eingestellt werden.

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Zur Lehrersituation im Saarland (Teil 2)

Lehrer haben keine Lobby

Haben eigentlich die Lehrer im Saarland schon mal gestreikt? Ich kann mich nicht erinnern. Gründe für den Arbeitskampf gäbe es genug. Wer im Saarland Lehrer wird, muss damit rechnen, in den ersten Berufsjahren bei geringer Lohneinstufung mit Teilzeit- oder befristeten Verträgen abgespeist zu werden. Das Saarland gehört außerdem bundesweit zu den Schlusslichtern, was Klassengrößen und Lehrerarbeitszeit angeht. Kein anderes Bundesland gibt so wenig für seine Schüler aus. Auch der Anteil schwieriger und verhaltensauffälliger Kinder ist überdurchschnittlich hoch.
Die Lehrkräfte schimpfen viel über ihre Arbeitsbedingungen, doch sie tun es meist nur untereinander oder hinter vorgehaltener Hand. Ändern tut sich nichts. Von Streit- bzw. Streikkultur ist an saarländischen Schulen wenig zu spüren.

Miserable Angestelltenverträge oder Verbeamtung?
Diese Zurückhaltung hat jedoch nichts mit Duckmäusertum zu tun. Sie beruht auf ganz konkreten und nachvollziehbaren Ursachen. Der Hauptgrund liegt auf der Hand: 90 Prozent aller saarländischen Lehrer sind Beamte. Sie dürfen nicht streiken. Nebenbei bemerkt: Hier verstoßen die Bundesländer eindeutig gegen geltendes EU-Recht, das Beamten ausdrücklich ein Streikrecht gestattet.
Die verbleibenden 10 Prozent der Lehrkräfte arbeiten daran, ebenfalls verbeamtet zu werden. Sie wollen verständlicherweise so schnell wie möglich aus dem schlecht bezahlten Angestelltenverhältnis rauskommen. Der Unterschied zum Beamtengehalt beträgt bei einer Vollzeit-Stelle mindestens 600 Euro netto. Die Angestelltenverträge des Landes sind zudem in den meisten Fällen Teilzeitverträge, die so schlecht bezahlt sind, dass man davon keine Familie ernähren kann. Wer würde unter diesen Umständen das Risiko eingehen, sich bei der Schulleitung oder beim Ministerium unbeliebt zu machen? Nein, es wird alles geschluckt: die schlechte Bezahlung, der chaotische Stundenplan, der Einsatz in den schlimmsten Klassen.
Glücklich können sich allenfalls diejenigen schätzen, die sogenannte Mangelfächer unterrichten. Das sind Fächer, für die dringend Lehrer gebraucht werden. Solche Lehrkräfte werden oft schon direkt mit einer Verbeamtung eingestellt. Andere müssen warten und hoffen, oft jahrelang. Alles hängt vom Wohlwollen der Landesregierung ab. Hat man die Verbeamtung dann endlich geschafft, verbessert sich zwar die wirtschaftliche Situation, doch damit werden dann auch endgültig alle Möglichkeiten der Selbstbestimmung hinfällig. Nur noch der Staat entscheidet. Arbeitszeitverlängerungen, Lohnkürzungen, Nullrunden, steigende Selbstbeteiligungen bei den Krankheitskosten, Zwangsversetzungen, das alles kann gegen den Willen der Betroffenen verfügt werden. Die Gewerkschaften werden zwar ihren Widerstand anmelden und versuchen, die schlimmsten Nachteile abzumildern. Aber ihre wirksamste Waffe, der Streik, kann nicht eingesetzt werden. Auf diese Weise konnte das Saarland beispielsweise in den letzten 20 Jahren bereits drei mal ohne nennenswerten Widerstand die Lehrerarbeitszeit erhöhen.

Gewerkschaften und Parteienfilz
Die Interessen der Lehrkräfte werden im Saarland durch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sowie den Saarländischen Lehrerinnen- und Lehrerverband (SLLV) vertreten. Um allerdings wirklich etwas bewegen zu können, wäre es nötig, dass beide an einem Strang ziehen. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Ideologisch verblendet, sieht jeder den anderen vor allem als Konkurrent und man wird nicht müde, sich gegenseitig Unfähigkeit oder Tatenlosigkeit vorzuwerfen. Hier wird das geradezu unerträgliche Parteiengeklüngel in unserem kleinen Bundesland ganz offensichtlich. Die GEW neigt stark zu SPD, der SLLV eher zum konservativen Lager. Daraus entsteht eine irrwitzige Situation: Je nach dem, von welcher Partei das Bildungsministerium geführt wird, schweigt entweder der SLLV oder die GEW. Es fällt auf, dass unter der großen Koalition mit einem SPD-Bildungsminister von der GEW nicht mehr viel zu hören ist. Stellungnahmen zu brisanten Themen werden vermieden. Die meisten Verlautbarungen sind nach folgendem Muster gestrickt: „Wir begrüßen die Entscheidung des Bildungsministers, aber …“ Dann folgen ein paar laue Vorbehalte und – nicht zu vergessen – die abschließende Bemerkung, in der noch die eingeschlagene Richtung gelobt wird. Was hier jedoch einzig und allein stimmt, ist die Parteirichtung. Denn nun ist auf einmal die Rückkehr zu G9 „nicht mehr angebracht“ und es gibt auch nur verhaltene Einwände gegen die Einführung der Inklusion mit der Brechstange

Eine Schulpolitik von oben herab nach preußischem Muster und Gewerkschaften als zahnlose Tiger, verfangen im Gestrüpp des Parteienfilz, sind die schlechtesten Voraussetzungen für die Entstehung guter Bildung. Die Schulen werden von einer Bürokratie verwaltet, die in erster Linie die rigiden Sparvorgaben der Politik umsetzen muss. Klassengröße, Lehrereinsatz, Lerninhalte und Fächerkanon sind strengen Richtlinien unterworfen. Die Lehrkräfte können ihre Arbeitsbedingungen nicht selbst bestimmen, obwohl sie am besten wissen, was nötig wäre. Sie wissen nie genau, was auf sie zukommt und müssen zu Beginn jedes neuen Schuljahrs damit rechnen, dass ihnen wieder neue Aufgaben und Verpflichtungen auferlegt werden. Die längst fällige Wende in der saarländischen Schulpolitik kann nur von innen heraus gelingen. Doch davon sind wir Lichtjahre entfernt.

Zur Lehrersituation im Saarland

Die Lehrer-Feuerwehr – ein Instrument der Hilflosigkeit

Während einer saarländischen Landtagsdebatte zum Thema Unterichtsausfall kritisierte der ehemalige saarländische Bildungsminister und Grünen-Abgeordnete Klaus Kessler den hohen Anteil des strukturellen Unterrichtsausfalls an saarländischen Berufsschulen. Damit gemeint ist Unterricht , der in der Stundentafel vorgesehen ist, jedoch mangels Vertretungskräften nicht gehalten werden kann, also komplett ausfällt. Bildungsminister Commerçon bemühte sich redlich, diese Kritik zu entkräften und verwies auf eine Erweiterung der sogenannten Lehrer-Feuerwehr um 72 Prozent (!) auf 389 Stellen.

Armutszeugnis, aber kein Erfolg

Das sollte eine Erfolgsbilanz sein, aber genau das Gegenteil ist der Fall. Denn wer den Schulbetrieb kennt, der weiß: wenn solche Aushilfskräfte immer häufiger eingesetzt werden müssen, dann ist die gesamte Unterrichtsversorgung marode. Eine gut personalisierte Schule braucht keine Lehrerfeuerwehr.

Die „mobile Lehrerreserve“ ist eine besonders schlimme Form staatlicher Ausbeutung. Junge Leute mit wenig Erfahrung, meist mit befristeten Billig-Verträgen, werden sozusagen den Schülern zum Fraß vorgeworfen. Sie sind frei verfügbare Lückenbüßer. Man steckt sie mehr oder weniger willkürlich in die Stunden, in denen gerade Lehrer fehlen. Meistens geht es nur darum, die Schüler irgendwie zu beschäftigen. Hauptsache, es steht etwas im Klassenbuch. Feuerwehrlehrer können froh sein, wenn sie – beispielsweise als Schwangerschaftsvertretung – eine Klasse über mehrere Monate hinweg durchgängig unterrichten dürfen. Doch ihr Einsatz ist meist nicht mehr als ein kurzes Gastspiel. Die Kinder wissen das und nehmen keine Rücksicht. Unterrichtsstörungen und Disziplinlosigkeit sind an der Tagesordnung. Die Unterrichtsqualität leidet.

Das Saarland verliert im Länderwettbewerb

Je mehr Feuerwehrkräfte erforderlich sind, desto schlimmer ist es um die Lehrerversorgung einer Schule bestellt. Es gibt dann entweder zu wenig fest beschäftigte Lehrkräfte oder der Krankenstand im Kollegium ist dauerhaft zu hoch. Oft trifft auch beides zu. Hauptursache für dieses Dilemma sind die Schwierigkeiten des Saarlandes, geeignete Lehrkäfte zu finden bzw. zu bezahlen. Viele gut ausgebildete Lehrer, die nicht ortsgebunden sind, gehen in ein anderes Bundesland mit besserer Eingangsbesoldung, mit festem Vertrag und eventuell sogar mit der Zusage einer Verbeamtung. Das hat gravierende Folgen für den saarländischen Bildungsstandort: Der Lehrereinsatz erfolgt hierzulande kaum noch nach pädagogischen Gesichtspunkten. Die Lehrkräfte werden bei der Planung des Schuljahrs oftmals willkürlich verheizt, nur damit die Stundentafel irgendwie eingehalten werden kann. Sie müssen häufiger als in anderen Bundesländern fachfremden Unterricht erteilen (in einem Fach, das sie nicht studiert haben). Oder sie werden überwiegend oder ausschließlich nur in einem arbeitsintensiven Hauptfach eingesetzt, weil dort Fachlehrkräfte fehlen (Beispiel: die Lehrerin für Deutsch und Religion, die aber nur Deutsch unterrichten darf). Zudem erhöhen sich auch die Vertretungsstunden, die zusätzlich vom Stammpersonal gehalten werden müssen.

Teufelskreis

Im Zuge dieser Mehrbelastungen entstehen hohe Unterrichtsausfälle wegen Überforderung und Burnout. Ein Teufelskreis, denn nun sind wiederum mehr Feuerwehr-Lehrkräfte erforderlich. Doch deren verstärkter Einsatz trägt nichts dazu bei, diese personellen Schwierigkeiten zu beseitigen. Im Gegenteil: die Missstände werden zementiert und nach außen hin wird nur der Schein einer funktionierenden Unterrichtsversorgung gewahrt.

Saarländische Schulen brauchen dringend mehr fest beschäftigte und qualifizierte Lehrkräfte in allen Fächern. Die Lehrerfeuerwehr ist zwar billig, aber auf Dauer keine Lösung. Unter diesen Umständen, wie geplant, noch 588 Lehrerstellen einzusparen, wäre sicherlich die schlechteste aller Lösungen.

Die bildungspolitische Bankrotterklärung

Von den 2400 Stellen, die in den nächsten sieben Jahren zur Einhaltung der Schuldenbremse im Öffentlichen Dienst des Saarlandes abgebaut werden sollen, gehen etwa 1000 zu Lasten der Bildung. 588 Stellen fallen bei den Lehrkräften weg. Der Universität werden 21,1 Millionen Euro gestrichen, was in etwa dem Verlust von 422 Stellen entspricht. Knapp 42 Prozent der Einsparungen werden somit dazu beitragen, dass sich die ohnehin schon miserable Bildungssituation des Saarlandes weiter verschärft.

Flickschusterei

Schon jetzt ist an vielen saarländischen Schulen die Grenze des Zumutbaren erreicht. Unterrichtsausfälle häufen sich. Qualifizierte Lehrkräfte fehlen an vielen Stellen. Flickschusterei ist an der Tagesordnung, denn ein Großteil des Unterrichts muss durch unzureichend ausgebildetes Personal und befristete Kräfte abgedeckt werden. Allen voran die Referendare. Sie sollten im Ausbildungsunterricht den Lehrerberuf eigentlich erst mal von Grund auf lernen. Darauf wird jedoch keine Rücksicht genommen. Die Schulleitungen scheuen nicht davor zurück, sie von Anfang an mit bis zu 14 Unterrichtsstunden pro Woche für den ganz normalen Unterricht zu verbraten. Viele verlieren so schon zu Beginn ihrer Lehrerkarriere die Lust am Job und steigen frühzeitig aus.
Wenn Klassen zudem immer häufiger von Lehrkräften mit befristeten Verträgen unterrichtet werden, ist das besonders bedenklich im Hinblick auf die vielen Problemschüler. Gerade sie brauchen Kontinuität und sollten möglichst über mehrere Schuljahre hinweg von festen Bezugspersonen unterrichtet werden. Wer an der Schule nur ein kurzes Gastspiel gibt, wird in der Regel nicht akzeptiert.

 

Das Märchen von den 1400 Lehrerstellen

In dieser Situation, in der schon ein Großteil des Unterrichts von befristet Beschäftigten gehalten wird, sollen also bei den fest Beschäftigten in den nächsten Jahren noch fast 600 Stellen wegfallen. Ist das Ignoranz oder Blindheit?
Jedenfalls wird versucht, den Saarländern ein Märchen aufzutischen: 1400 Lehrerstellen würden allein schon durch den Rückgang der Schülerzahlen wegfallen. Es blieben also abzüglich der geplanten Streichungen immer noch 800 Stellen übrig, die den Kindertagesstätten, den Krippen, dem Kooperationsjahr und der Inklusion zu gute kommen sollen. Ja, damit könnten sogar die Klassengrößen weiter verringert werden! Doch das ist Bildungspolitik mit dem Taschenrechner, eine reine Milchmädchenrechnung, die sich ausschließlich auf die aktuelle Geburtenstatistik bezieht und den zusätzlichen Bedarf an Lehrkräften aus anderen Gründen vollkommen ignoriert.
Hilfreich ist an dieser Stelle ein Blick auf Nordrhein-Westfalen, wo sich die rot-grüne Landesregierung jetzt ebenfalls auf Kosten der Bildung sanieren will. Dort hat der Essener Bildungsforscher Klaus Klemm in einem Gutachten festgestellt, dass trotz eines Schülerrückgangs von 16 Prozent bis zum Jahre 2019 durch zentrale Reformvorhaben wie beispielsweise die Inklusion sogar noch ein Zusatzbedarf von 4300 Fachkräften entstehe.
Dieser Zusatzbedarf dürfte im Saarland prozentual noch wesentlich höher sein. Denn im Vergleich zu NRW hat sich bei uns inzwischen ein weitaus größerer Reformstau gebildet, der erst einmal abgebaut werden müsste. Genannt seien nur:

  • die Umstrukturierung der Erweiterten Realschulen in Gemeinschaftsschulen
  • die Umsetzung der Inklusion, insbesondere an den saarländischen Grundschulen
  • der weitere Ausbau der Ganztagsschulen (das Saarland hat hier nach Bayern das schlechteste Angebot)
  • die Verabschiedung vom krampfhaften Festhalten an G8
  • die Abschaffung der Besoldungsnachteile (insbesondere bei der Eingangsbesoldung) gegenüber den anderen Bundesländern, um Abwanderungen zu vermeiden und damit die Voraussetzung zu schaffen, gut ausgebildete Lehrkräfte einstellen zu können
  • die Verbesserung der Arbeitsbedingungen älterer Lehrkräfte durch ein geeignetes Altersteilzeit-Modell. Hintergrund: Fast die Hälfte aller Lehrer an den saarländischen allgemein bildenden Schulen ist älter als 50 Jahre. Das Saarland hat zudem mit 39 Prozent bundesweit den mit Abstand größten Anteil an Lehrkräften, die vorzeitig in Ruhestand gehen oder besser gesagt: das Handtuch werfen.

Wo bleibt der Aufschrei?

Die genannten Stellenkürzungen wurden am 8. Juni von der Regierungskoalition aus CDU und SPD beschlossen. Mit am Tisch saßen auch die Vertreter der Gewerkschaften (außer Verdi). Geradezu fatalistisch wirkt die Reaktion des saarländischen GEW-Landesvorsitzenden Peter Balnis: man habe die Beschlüsse der Landesregierung zur Kenntnis genommen aber nicht gebilligt. Und der Saar-DGB-Vorsitzende Eugen Roth, der in Doppelfunktion noch für die SPD im Landtag sitzt, glänzt vor Zufriedenheit über das Erreichte. Es kam dann noch so ein Hauch von Kritik von Seiten der Oppositionsparteien. Und das war`s dann auch. Die bildungspolitische Bankrotterklärung hatte stattgefunden und niemand hat es richtig bemerkt …

Koalitionsvertrag Teil 2: Schul- und Bildungspolitik

Der Koalitionsvertrag enthält zum Thema Schul- und Bildungspolitik überwiegend reine Absichtserklärungen, allenfalls Leitlinien, von denen man zwar am Ende einer Regierungszeit überprüfen kann, was davon eingehalten wurde, die sich jedoch nicht erzwingen lassen.
Es ist insofern bezeichnend, dass in dem Vertragswerk mit keinem Wort erwähnt wird, wie das Hauptproblem, die katastrophale Personalisierungsnot an den saarländischen Schulen, bewältigt werden kann.

Lehrermangel
Es gibt auf jeden Fall schon mal eine Menge guter Vorsätze: Für die Grundschulen werden Klassengrößen von 22 Kindern (bisher 29) angestrebt, an Gymnasien und Gemeinschaftsschulen soll die Schülerzahl in den Klassen 5 und 6 maximal 25 (bisher 29) und ab Klasse 7 bis zum Eintritt in die Oberstufe dann höchstens 27 (bisher 30, in Klasse zehn 33) betragen. Für die Gemeinschaftsschulen sind in der Einführungsphase (bis 2015) sechs Deputatsstunden vorgesehen, um ein pädagogisches Konzept zu entwickeln. Auch der hohe strukturelle Unterrichtsausfall an den saarländischen Berufsschulen soll abgebaut werden.
Würden diese Pläne tatsächlich umgesetzt, entstünde ein enormer Mehrbedarf an Lehrkräften. Doch wo soll das zusätzliche Personal her kommen, wenn schon jetzt – trotz Schülerrückgang – die Unterrichtsversorgung an vielen Schulen nicht mehr ausreichend gewährleistet ist? Immer mehr Unterricht wird im Saarland durch prekäre Arbeitsverhältnisse (Studenten, Seiteneinsteiger, Lehrer ohne Referendariat usw.) abgedeckt. Referendarinnen und Referendare werden zunehmend für den normalen Unterricht verplant (oft an mehreren Schulen), obwohl sie in der Ausbildung sind. Feuerwehrlehrkräfte kommen verstärkt zum Einsatz, sofern es sie überhaupt gibt.

Schlechtere Arbeitsbedingungen
Neu ausgebildete Lehrkräfte finden im Saarland denkbar schlechte Arbeitsbedingungen vor. Das Einstiegsgehalt ist immer noch um bis zu 350 Euro geringer als in anderen Bundesländern. Lediglich an den Berufsschulen, wo der Unterrichtsausfall am größten ist, wurde inzwischen auf diese Benachteiligung verzichtet.
Wer im Saarland anfängt, muss damit rechnen, in den ersten Berufsjahren bei geringer Lohneinstufung mit Teilzeit- oder befristeten Verträgen abgespeist zu werden.
Das Saarland gehört außerdem bundesweit zu den Schlusslichtern, was Klassengrößen und Lehrerarbeitszeit angeht. Kein anderes Bundesland gibt so wenig für seine Schüler aus. Auch der Anteil schwieriger und verhaltensauffälliger Kinder ist überdurchschnittlich hoch.

Überalterung und fehlende Altersteilzeitregelungen
Das Saarland hat bundesweit die ältesten Lehrer. 74 Prozent sind älter als 45 Jahre – die Hälfte sogar älter als 50. In keinem anderen Bundesland geben so viele Lehrkräfte vorzeitig auf. 38,9 Prozent erreichen wegen Dienstunfähigkeit nicht ihr Pensionsalter und müssen unter hohen finanziellen Einbußen vorzeitig in den Ruhestand gehen.
Das alles hat verheerende Folgen für die Unterrichtsversorgung. Der Krankenstand ist besonders hoch. Die Stunden der fehlenden Lehrkräfte müssen jedoch vertreten werden. Wer demnach selten krank ist, wird dafür bestraft. Mehrarbeit ist Pflicht und muss in bestimmtem Maße unentgeltlich geleistet werden. Das führt zu Überlastung und Frust. Folge: Der Krankenstand steigt zusätzlich. So entsteht ein Teufelskreis, der nur durch wirksame Altersteilzeitregelungen durchbrochen werden könnte. Diese wiederum fehlen im Saarland nahezu völlig. Es gibt lediglich eine Stundenermäßigung von maximal drei Stunden (ab einem Alter von 60 Jahren) bei einer Lehrverpflichtung von durchschnittlich 27 Unterrichtsstunden pro Woche. Das reicht jedoch nicht. Üblich sind Regelungen wie beispielsweise eine Reduzierung der Arbeitszeit auf die Hälfte bei 80 Prozent des Lohns (Bundesbeamte).

Das sind gewaltige Aufgaben, denen sich der neue Bildungs- und Kulturminister Ulrich Commerçon stellen muss.
Wir wünschen ihm viel Erfolg und ein glückliches Händchen!

Die Geburt der Gemeinschaftsschule

Anmerkung der Redaktion:
Der nachfolgende Beitrag wurde verfasst, unmittelbar bevor Ministerpäsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) die Jamaika-Koalition am heutigen Freitag auflöste. Er gewinnt dadurch ein anderes Gewicht, verliert aber nicht seine Bedeutung.

Wie alles anfing
Wir gehen zurück in den Herbst 2009. Das Geschäft war erfolgreich abgeschlossen. Hartmut Ostermann konnte sich die Hände reiben. Der Deal mit den Grünen hatte wie geplant funktioniert. Hubert Ulrich konnte mit Hilfe von Leihstimmen aus der SPD die 5-Prozent-Hürde überwinden, entschied sich dann jedoch für Schwarz-Gelb und schickte die SPD in die Opposition. Die Jamaika-Regierung war geboren.
Der Grüne Klaus Kessler, vorher 17 Jahre lang Landesvorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, wurde Bildungsminister. Er scheute nicht davor zurück, nun genau die Rolle zu verkörpern, die er  fast 2 Jahrzehnte lang heftigst kritisiert hatte.
In dieser Situation war es für die ins Zwielicht geratenen Grünen wichtig, bei den Wählern den Eindruck zu erwecken, dass mit dem neuen Bildungsminister und ehemaligen Gewerkschafter Kessler nun eine Trendwende in der saarländischen Bildungspolitik eingeleitet werde. Doch darauf warten wir bis heute vergeblich. Das stümperhafte und wohl auch nicht ernst gemeinte Projekt 5. Grundschuljahr ist mittlerweile erwartungsgemäß gestorben. Und mit der Gemeinschaftsschule sah es zunächst nicht viel anders aus. Obwohl fleißig die Werbetrommel gerührt wurde und der Bildungsminister allerorts die Vorzüge der neuen Schulform pries, war die Resonanz beim Publikum sehr bescheiden. Zudem wurde das Konzept der GemS von der Opposition zerrissen. Vor allem die Saar-SPD meldete starke Bedenken an. Und auch bei den Linken überwog die Kritik. Die GemS schien schon gestorben, nachdem es die SPD schließlich endgültig ablehnte, der erforderlichen Verfassungsänderung zuzustimmen (im Saarland müssen Schulformen seltsamerweise in der Verfassung festgeschrieben werden). Die breite Front der GemS-Gegner konnte aufatmen. Niemand verschwendete zu diesem Zeitpunkt auch nur einen Gedanken an die Möglichkeit, dass die GemS mit Hilfe der Linken doch noch Wirklichkeit werden könnte. Zwar verhandelte die Jamaika-Regierung nun erstmals auch mit den Vertretern der Links-Partei (beim Thema 5. Grundschuljahr lehnte sie das noch kategorisch ab), aber niemand rechnete mit einer Übereinkunft. Dann der Paukenschlag: Oskar Lafontaine, der Fraktionsvorsitzende der Linken im Landtag, verkündete, dass seine Partei der für die Entstehung der GemS notwendigen Verfassungsänderung zustimmen werde.

Die Bedingungen der Linken
Bedingung für die Zustimmung der Linken war insbesondere die Zusage Kesslers, den Unterrichtsausfall durch die Schaffung einer zusätzlichen Lehrerfeuerwehr abzubauen.
„Weniger Unterrichtsausfall“ klingt gut, ist eine griffige Formel. Dagegen wird niemand etwas einzuwenden haben. Doch wie so oft in der Politik nützen die schönsten Ziele nichts, wenn man sich um deren Umsetzung zu wenig Gedanken macht.
Inzwischen hat das Saarland schon große Schwierigkeiten damit, allein die unbedingt erforderlichen Lehrkräfte aufzutreiben. Ein großer Teil des Bedarf wird durch prekäre Arbeitsverhältnisse abgedeckt. Der Anteil des Unterrichts, der durch Referendare und Hilfskräfte ohne Lehrerausbildung erteilt wird, nimmt rasant zu. Gut ausgebildete Lehrkräfte überlegen sich, ob sie im Saarland bleiben, wo Bezahlung und Arbeitsbedingungen durchweg schlechter sind als in anderen Bundesländern. Den für die Vermeidung des Unterrichtsausfalls erforderlichen Mehrbedarf kann die Landesregierung nur abdecken, wenn sie mehr Geld in die Hand nimmt und den Lehrerberuf attraktiver macht. Doch bis jetzt ist das Gegenteil der Fall: Niedrigere Eingangsbesoldung, bundesweit die größten Klassen, schlechte Aufstiegschancen, eine fehlende Altersteilzeitregelung – das alles nimmt nur in Kauf, wer unbedingt hier bleiben muss.

Was macht die Lehrerfeuerwehr?
Natürlich wird eine Lehrerfeuerwehr (sofern es sie überhaupt geben wird) dabei helfen, Unterrichtsausfall zu vermeiden. Das ist jedoch eine rein statistische Aussage. Der Unterricht hat dann stattgefunden, d.h. es steht etwas im Klassenbuch. Eltern und Schulleitung sind beruhigt.
Feuerwehrlehrkräfte sind anfangs meist befristet beschäftigt und haben an der Schule denkbar miese Arbeitsbedingungen. Sie müssen damit rechnen jeden Tag in anderen Klassen und Kursen den „Ausputzer“ zu spielen. Wenn sie Glück haben, kriegen sie eine Klasse über einen längeren Zeitraum (z.B. bei Schwangerschaftsvertretung). Oft handelt es sich jedoch um kurzfristige Vertetungen, wenn mal gerade jemand krank ist oder auf Fortbildung u.ä. Sinnvoller Unterricht kann auf diese Weise nicht stattfinden. Es gibt keine Kontinuität im Stoff und die Schüler nehmen die Aushilfskräfte oft nicht ernst.
Ob die Lehrerfeuerwehr überhaupt kommt, steht zudem noch in den Sternen. Die dafür vorgesehenen 50 zusätzlichen Stellen sollen nämlich im neuen Haushalt aus dem schon vorhandenen Stellenkontingent entnommen werden. Schon hier besteht der Verdacht, dass die Linke ausgetrickst werden soll, nachdem die Verfassungsänderung unter Dach und Fach ist.

Die Klassengröße ist wichtig
Völlig unverständlich ist auch, warum bei den Verhandlungen der Linken mit Kessler die Klassengröße nicht angetastet wurde. Lehrkräfte, die an Gesamtschulen und Erweiterten Realschulen unterrichten, kämpfen seit Jahren mit einer zunehmenden Zahl verhaltensauffälliger und disziplinloser Schüler. Kleine Klassen, in denen solche Kinder ihr negatives Verhalten kaum entfalten können, werden deshalb zum entscheidenden Qualitätsmerkmal für erfolgreichen Unterricht. Wenn natürlich in einer Klasse 30 disziplinierte und gut erzogene Kinder sitzen (der absolute Ausnahmefall), spielt die Klassengröße keine wesentliche Rolle. Politiker sollten endlich aufhören, die Bedeutung der Klassengröße herunterzuspielen. Die Linke arbeitet damit nur den Konservativen in die Hände, die immer wieder durch zweifelhafte Quellen nachweisen wollen, dass die Anzahl der Schüler nicht ausschlaggebend ist. Es gibt natürlich immer Lehrkräfte, die sich auf Kosten der Kolleginnen und Kollegen damit profilieren, wie gut sie das mit den vielen Kindern hinkriegen.

Politische Taktik
Man muss daher davon ausgehen, dass die Unterstützung der Gemeinschaftsschule durch die Linke nichts anderes war als ein taktischer Schachzug. Es ging nicht um die Sache, sondern darum, sich von dem Klischee der Neinsager-Partei zu befreien, „Regierungsfähigkeit“ zu demonstrieren. Wahrscheinlich spielten auch noch andere Gründe eine Rolle. Vielleicht eine vorsichtige Annäherung an die Grünen als möglichen künftigen Koalitionspartner. Man darf spekulieren. Jedenfalls hat die Linke mit dieser Entscheidung all` denen einen Bärendienst erwiesen, die sich künftig mit den Bedingungen einer verkorksten, undurchdachten und hektisch umgesetzten Gemeinschaftsschule rumschlagen müssen. Ob sich das politisch auszahlt, darf bezweifelt werden.

Auch an den Grundschulen wird`s eng

Die Schwierigkeiten bei der Lehrerversorgung nehmen zu. Auch die Grundschulen im Saarland melden nun starke Abwanderungstendenzen wegen der Absenkung der Eingangsbesoldung für angehende Lehrkräfte. Die Arbeitsgemeinschaft der Junglehrerinnen und Junglehrer (AdJ) im Verband Bildung und Erziehung (VBE) setzte sich in einem Brief an Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer eindringlich dafür ein, die Gehaltskürzungen zurückzunehmen, damit die jungen Lehrkräfte im Saarland bleiben könnten. Nur 20 Grundschulreferendare hätten in diesem Jahr nach ihrer Lehrerausbildung eine Stelle im saarländischen Schuldienst beantragt. In den Jahren zuvor seien es jeweils etwa 50 gewesen. Der dem VBE angeschlossene Saarländische Lehrerinnen- und Lehrerverband (SLLV) weist auch auf die anstehende Pensionierungswelle im Saarland hin und befürchtet eine unhaltbare Konkurrenzsituation gegenüber den anderen Bundesländern.
Ausgenommen von der Kürzung der Eingangsbezüge sind im Saarland nur die Förderschullehrer. Von Gesamtschulen und Erweiterten Realenschulen gibt es noch keine offizielle Stellungnahme zu den Engpässen in der Lehrerversorgung.
Über diesbezügliche Kommentare oder Hinweise wären wir dankbar.

Redaktion PiSAAR

An der falschen Stelle gespart

GEW Saar will Einsparungen bei den Lehrkräften stoppen

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Landesverband Saar, fordert die saarländische Landesregierung auf, die Sparbeschlüsse zur Besoldung der Lehrkräfte zurückzunehmen.
Die verordnete Nullrunde bei den Landesbeamten und die Absenkung der Eingangsbesoldung neuer Lehrkräfte habe, so GEW-Landesvorsitzender Peter Balnis, bereits zu einer starken Abwanderungstendenz geführt.

Allein an den Berufsschulen sollen etwa 25 Prozent aller Bewerberinnen und Bewerber die angebotene Stelle im Saarland ausgeschlagen haben, um in ein anderes Bundesland mit besseren Arbeitsbedingungen wechseln zu können.

Bildungsminister Klaus Kessler, der sich als GEW-Amtsvorgänger von Peter Balnis seinerzeit noch vehement gegen die Kürzung der Eingangsbezüge bei den Realschullehrern wendete, erkennt zwar das Problem, hält jedoch eine Nachbesserung höchsten bei den Berufsschullehrkräften für machbar.

Indessen spitzt sich die Situation an den Schulen immer mehr zu. Laut Angaben des Ministeriums sind zur Zeit 36 Lehrkräfte ohne Lehrerausbildung im Einsatz. Für die Förderschulen arbeiten teilweise sogar Studentinnen und Studenten. Hinzu kommen Quer- und Seiteneinsteiger und vor allem die völlig unangemessene Inanspruchnahme von Referendarinnen und Referendaren (wir berichteten). Die unbefriedigende Personalsituation verschlechtert die Arbeitsbedingungen an den Schulen zusehends. Vertretungsstunden häufen sich an. Lehrkräfte werden immer stärker fachfremd eingesetzt, müssen also irgendwo eine Lücke stopfen in einem Unterrichtsfach, das sie nicht studiert haben. Es macht sich auch die Tendenz bemerkbar, dass die Lehrerinnen und Lehrer, die ja für zwei Fächer ausgebildet sind, vorwiegend in dem arbeitsintensiveren unterrichten müssen. Ein ausgewogenes Verhältnis ist hier schon lange nicht mehr möglich. Herrscht beispielsweise an einer Schule Mathematiklehrermangel, müssen die Mathe-Lehrer damit rechnen, ausschließlich im Fach Mathematik eingesetzt zu werden. Das zweite Fach, meist mit geringerem Korrektur- und Prüfungsaufwand verbunden, bleibt außen vor.

Unterdessen wächst auch der Druck durch zusätzliche Verpflichtungen. Die Gemeinschaftsschule, die im nächsten Schuljahr an den Start gehen soll, muss vorbereitet werden. Auch die Schaffung eines inklusiven Schulsystems mit einem gemeinsamen Unterricht von behinderten und nichtbehinderten Kindern steht auf der Tagesordnung.
Unter solchen Umständen eine Nullrunde zu verordnen, lässt die nötige Wertschätzung der wichtigen und schwierigen Tätigkeit von Lehrkräften vermissen, zeugt von Ignoranz und Kurzsichtigkeit. Eine Nullrunde ist eine Lohnkürzung, weil nicht einmal die Inflationsrate von zur Zeit 2,5 Prozent ausgeglichen wird. Ein um 350 € reduziertes Eingangsgehalt ist nicht gerade ermutigend für junge Menschen, die vielleicht eine Familie gründen wollen. Das Saarland hat bundesweit die niedrigste Geburtenrate. Wen wundert´s noch?